Mitte Juli sind in einer Hauruck-Aktion zwei Mittehamster-Männer bei uns eingezogen: Moony und Motzi. Die beiden hatten zuvor einen 80×50 cm Gitterkäfig bewohnt, der nur mit Heu und einem zu kleinen Laufrad eingerichtet war.
Kleines Laufrad -> Krummer Rücken
Das Laufrad hat vor allem bei Motzi Schäden an der Wirbelsäule hinterlassen. Drei Jahre musste der Senior wohl mit krummen Rücken radeln. Nun hat er einen schlimmen Buckel. In den ersten Tagen in unserer Pflegestelle hat er sein großes Laufrad komplett ignoriert. Inzwischen geht er manchmal ein paar langsame Runden darin. Aber ganz gemütlich, so schnell es für einen Senior eben geht.
Ungesundes Futter -> Stumpfes Fell
Das Teddyfell sah beim Einzug ziemlich stumpf aus. Im Nacken hatte Motzi eine kahle Stelle. Glücklicherweise wächst dort inzwischen wieder Fell. Vermutlich machen ihm altersbedingt die Demodexmilben ab und an zu schaffen. Diese Milbenart lebt in der Haut jedes Hamsters, das ist ganz normal. Nur wenn Hamster besonders alt oder krank werden, vermehren sich die Milben zu stark und beeinträchtigen die Gesundheit der Hamster zusätzlich. Routinemäßig spotten wir alle Hamster, die bei uns einziehen gegen Milben, so auch Motzi. Zusammen mit gesundem Hamsterfutter sieht sein Fell inzwischen schon besser aus.
Schlechte Haltung -> Kein normales Hamsterleben
Ansonsten ist der kleine Plüschball, der bisher äußerst minimalistisch leben musste, einigermaßen überfordert von seinem neuen Gehege. Vor allem von den vielen Einrichtungsgegenständen. Sein Mehrkammernhaus guckt er sich zwar ab und zu mal von innen an, schlafen tut er allerdings lieber open air. Immerhin in einer riesigen Wolke aus zerrupftem Toilettenpapier. Von Buddeln und Klettern hält er ebenfalls nicht allzu viel, außer er muss seine Nase mal im Streu vergraben, um an Futter zu kommen. Dieses lagert er zumeist im Sandbad – kann man da noch von „bunkern“ sprechen? Immerhin pinkelt er ausschließlich in den Sand, blöderweise aber manchmal auch auf das dort gelagerte Futter. Das muss das „Personal“ dann regelmäßig entsorgen.
Bei der Hamsterhilfe: Artgerecht und seniorengerecht
Motzi hat gute und weniger gute Momente. Gute und weniger gute Tage. Sein Alter merkt man ihm deutlich an. Dafür ist er ein ganz lieber und neugiereiger Hamstermann. Wir haben für ihn ein 8.000 cm2 Terrarien-Verbund besorgt und es seniorengerecht einrichten. Alles schön flach, das Laufrad extra groß, viele verschiedene Schlafmöglichkeiten und viele verschiedene Sandgefäße.
Traurige Nachrichten im Oktober 2020
Motzi hat eine unheilbare Leberzyste. Nun bekommt er erstmal Schmerzmittel und etwas zur Unterstützung der Leber. Langfristig stehen wir aber vor der schwierigen Entscheidung, ob und wann wir ihn gehen lassen, damit er nicht unnötig leiden muss. Auch das gehört leider zum Alltag einer Pflegestelle. In der freien Natur würde ein Hamster mit solch einer schlimmen Erkrankung nicht lange überleben, sondern bald verhungern oder von Fressfeinden erlegt werden. In der Obhut des Menschen fällt dieser normale Kreislauf der Natur weg. Dadurch können sich der Krankheitsprozess und die damit verbundenen Leiden stark verlängern. Dann den richtigen Zeitpunkt für den Abschied abzupassen, ist weder eine leichte, noch eine schöne Verantwortung. Und den perfekten Zeitpunkt für diese Entscheidung gibt es vielleicht auch gar nicht.
2. Dezember 2020
Leider mussten wir Motzi gehen lassen. Seine Leberzyste ist seit Diagnose stetig gewachsen. Zum Schluss hat der kleine Plüschball 230 Gramm auf die Waage gebracht. Anfangs haben die Medikamente so gut angeschlagen, dass er jeden Abend ganz normal Hamster sein konnte. In der letzten Woche hat er jedoch zunehmend abgebaut. Am Wochenende haben wir ihn mitten im Gehege liegen sehen, regungslos und mit geschlossenen Augen. Wir dachten erst, er hätte den letzten Weg von alleine geschafft. Doch als wir die Gehegetür öffneten, blinzelte er uns verwirrt an. Am Montag hat sich das wiederholt und gestern konnten wir dann zur Tierärztin. Vermutlich hat der große Tumor den Kreislauf so stark belastet, dass Motzi vor Erschöpfung zusammengebrochen ist. Es war an der Zeit für uns, ihn zu erlösen.
Vielen Dank – auch im Namen von Motzi – für die Unterstützung seiner drei Patinnen. Er kam im Juli mit beeindruckenden 3 Jahren und aus denkbar schlechter Haltung zu uns. Hier konnte er noch ein paar schöne Monate verbringen, eine artgerechte Haltung kennenlernen und in Würde sterben. Die Patenschaften haben einen wertvollen Beitrag dazu geleistet, das möglich zu machen und dem Teddy-Opa einen schönen Lebensabend bei uns zu geben. Großes Dankeschön!